
Andrea Winkler, Nachfolgemoderatorin der Handwerkskammer Karlsruhe, im DHZ-Interview mit Übernehmer Falk Gasch.DHZ-Interview Nachfolge
29.11.2018
„Eigenes Konzept und genügend Zeit am Wichtigsten“
Winkler: Herr Gasch, Sie haben vor etwas mehr als zwei Jahren eine KFZ-Werkstatt gesucht, die möglichst auf dem Markt etabliert sein sollte und einen guten Ruf sowie einen festen Kundenstamm besitzt. War Ihre Suche erfolgreich?
Gasch: Ja, auf jeden Fall, auch wenn meine Suche eine Weile gedauert hat. Über die Betriebsbörse fand ich verschiedene Angebote und war mit mehreren Anbietern im Gespräch. Als ich die Werkstatt, die ich heute führe, entdeckte und mir den Betrieb kurz darauf angesehen hatte, war ich recht schnell davon überzeugt, dass es das richtige sein könnte. Die Verhandlungen zu den Details brauchten jedoch Zeit. Zwischendurch glaubten wohl beide Seiten nicht mehr an den Erfolg. Wir benötigten eine Verhandlungspause, setzten uns dann jedoch wieder an den Tisch, um weiter über das gemeinsame Vorhaben zu sprechen. Letztlich wären zwar auch andere Betriebe infrage gekommen, aber keiner war so aufgestellt und so passend auf mich zugeschnitten wie dieser.
Winkler: Bei dem Prozess hat Ihnen nicht nur die Betriebsbörse der Kammer geholfen.
Gasch: Das ist richtig. Sie betreuten ja den Gesamtprozess als Nachfolgemoderatorin sowohl mit mir als auch mit dem übergebenden Betriebsinhaber. Herr Walter als technischer Berater erstellte für den Inhaber die Wertermittlung, Herr Hermsdorf als vertiefter betriebswirtschaftlicher Berater coachte mich beim Businessplan. Über den Existenzgründergutschein wurde schlussendlich noch eine externe Unternehmensberaterin aus der Branche beauftragt, die Nachfolge zu begleiten.
Winkler: Bei Betriebsverkäufen ist die Wertermittlung und Preisfindung ein sensibler Punkt. Wie haben Sie sich mit dem Eigentümer geeinigt?
Gasch: Am Ende des Tages muss man sich auf einen fairen Wert einigen, bei dem der Betrieb eine Chance hat, weiter zu existieren. Man schaut sich also die Vergangenheitswerte an, lässt aber die Höhen und Tiefen außen vor. Es geht darum, einen Mittelwert zu finden und einen Wert hinzuzurechnen, der die Zukunftsprognosen realistisch wiedergibt. Und dann muss man sich zusammensetzen und einen Preis festlegen. Das war für beide Seiten nicht ganz einfach. Die Finanzierung des Kaufpreises muss ja auch noch funktionieren. Nachdem ich eine Bank gefunden hatte, habe ich ein L-Bank-Förderdarlehen beantragt und erhalten.
Winkler: Haben Sie einen Tipp für andere nachfolgeinteressierte Gründerinnen und Gründer? Was geben Sie ihnen auf dem Weg?
Gasch: Meiner Erfahrung nach ist es das Wichtigste, ein eigenes Konzept zu besitzen und sich daran auszurichten. Man muss sich auf Augenhöhe begegnen können und mit offenen Karten spielen. Man muss Vertrauen schenken und Vertrauen fordern. Das ist die grundlegende Basis, um eine Nachfolge vernünftig abzuwickeln. Wichtig ist es, dass beide Parteien eine gewisse gegenseitige Empathie füreinander zeigen und davon überzeugt sind, dass sie es beide wollen und auch beide schaffen werden.
Winkler: Zu guter Letzt: War es die richtige Entscheidung?
Gasch: Ja, das war die beste Entscheidung meines Lebens, weil ich mein eigener Herr bin. Etwas Eigenes zu haben, ist ein gutes Gefühl. Für mich ist der Betrieb eine tägliche Herausforderung und beruflich eine Erfüllung.
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